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Borrelien und Babesien in polnischen Zecken, die aus menschlicher Haut entfernt wurden: Langzeitstudie zur Prävalenz und zum Auftreten von Co-Infektionen
Mit jährlich 85.000 gemeldeten Fällen in Europa ist die Lyme-Borreliose die häufigste vektorübertragene Erkrankung beim Menschen. Die geschätzte Inzidenz der Borreliose in Polen stieg in den vergangenen Jahren dramatisch von 20,3 Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2007 auf 53,6 Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr 2019. Dies entspricht auf die Gesamteinwohnerzahl Polens gerechnet einem durchschnittlichen Anstieg von 7.735 Fällen im Jahr 2007 auf 20.614 Fälle im Jahr 2019. Mindestens fünf Borrelienarten gelten als humanpathogen: Borrelia (B.) burgdorferi, B. garinii, B. afzelii, B. spielmanii sowie B. bavariensis. Es wird vermutet, dass jede dieser Spezies mit unterschiedlichen klinischen Manifestationen assoziiert ist. So verursacht eine Infektion mit B. burgdorferi oft Gelenksentzündungen, während Infektionen mit B. garinii eher zu neurologischen Symptomen führen.
Die Erkrankung Babesiose tritt beim Menschen mit 60 bestätigten Fällen in Europa nur sehr selten auf, der Erreger Babesia divergens scheint hier die größte Rolle zu spielen. Die klinischen Symptome sind mit Fieber, grippeähnlichen Symptomen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schweißausbrüchen meist eher unspezifisch, was die Diagnose erschwert und damit das Einleiten einer adäquaten Behandlung oft verzögert. Hin und wieder kommen auch Infektionen mit Babesia microti vor, welche bei immunkompetenten Personen meist asymptomatisch verlaufen. Trotzdem kann der Erreger eine Rolle spielen, da die Erkrankung nach einer Blutspende bei immunsupprimierten Personen schwer verlaufen kann. Die transfusionsbedingte Babesiose wird beim Menschen jedenfalls zunehmend beschrieben, vor allem aus den USA sind schwere Verläufe bekannt.
Zecken der Art Ixodes ricinus (Holzbock) machen in Europa 90-100% der aus menschlicher Haut entfernten Zecken aus. Auch die Art Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke) kommt hin und wieder vor, wenn auch sehr viel seltener. Beide Zeckenarten sind kompetente Vektoren für eine Vielzahl von Erregern. Einige dieser Zecken beherbergen sogar Co-Infektionen, also Infektionen mit mehreren Erregern, welche nach Übertragung auf den Menschen besonders schwer zu diagnostizieren sind. Eine Co-Infektion mit mehreren Erregern kann die Schwere der einzelnen Erkrankungen erheblich verstärken und Konsequenzen für die Therapie haben. Zur Prävalenz bestimmter Krankheitserreger in Zecken, die bereits am Menschen gesaugt haben, existieren nur wenige Untersuchungen.
Eine aktuelle Langzeitstudie aus Polen erforschte die Prävalenz, das Vorhandensein von Co-Infektionen und die Verbreitung von Borrelien- und Babesienarten in Zecken, die bereits menschliches Blut gesaugt hatten. Hierfür wurden im Zeitraum 2016-2019 jeweils in den Monaten März bis November Zecken gesammelt, die entweder vom Arzt oder dem Patienten selbst aus der Haut entfernt worden waren. Die Art und das Entwicklungsstadium der Zecken wurden morphologisch unter Verwendung eines standardisierten taxonomischen Schlüssels bestimmt. Es wurden zudem Screenings auf Borrelien und Babesien durch verschiedene molekularbiologische Verfahren durchgeführt, im Rahmen derer auch die Erregerart identifiziert wurde.
Im Untersuchungszeitraum wurden so insgesamt 1.953 Zecken der Arten Ixodes ricinus (97%) und Dermacentor reticulatus (3%) aus menschlicher Haut entfernt und eingesandt.
Im Fall von Ixodes ricinus waren 2,9% der Zecken im Larvenstadium und 68,7% im Nymphenstadium, 27,7% wurden als adulte Weibchen und 0,7% als adulte Männchen identifiziert. Die Aktivität der Holzböcke zeigte 2 Gipfel: Der erste Peak konnte im Juni beobachtet werden, im Oktober war ein zweiter Gipfel auffällig. Allerdings war die durchschnittliche Anzahl der im Oktober gesammelten Zecken fast viermal geringer als im Juni. Die Prävalenz der Borrelien-Infektion betrug bei dieser Zeckenart im Durchschnitt 25,3%, über den Studienzeitraum konnte allerdings ein Rückgang der Prävalenz von 30,2% im Jahr 2016 auf 23,4% im Jahr 2019 ermittelt werden. Es wurde weiterhin ein signifikanter Effekt des Entwicklungsstadiums der Zecken beobachtet. So wurde Borrelien-DNA in 9,3% der Larven, in 24,7% der Nymphen und in 28,4% der adulten Zecken nachgewiesen. Der in dieser Zeckenart am häufigsten nachgewiesene Borreliose-Erreger war B. afzelii (65,3%) gefolgt von B. burgdorferi (10,8%), B. garinii (8,8 %), B. valaisiana (5,2%), B. spielmanii (1,2%) und B. lusitaniae (0,4 %). Bei 8,4 % der untersuchten Zecken wurde der für den Menschen gefährliche Erreger B. miyamotoi identifiziert.
Bezüglich einer Babesiose-Infektion wurden 1,3% der eingesendeten Zecken der Art Ixodes ricinus Babesien-positiv getestet. Zwischen den Geschlechtern oder dem Entwicklungsstadium wurden keine signifikanten Unterschiede detektiert. Bei 60% der Babesiose-positiven Zecken wurde als Erreger Babesia microti ermittelt, 33,3% enthielten Babesia venatorum und bei 0,7% der Zecken wurde der für Hunde gefährliche Erreger Babesia canis identifiziert.
Im Fall der Art Dermacentor reticulatus wurden im Untersuchungszeitraum insgesamt 63 Zecken aus menschlicher Haut entfernt, davon 65% adulte Weibchen und 35% adulte Männchen. Die meisten dieser Zecken wurden in den Monaten März bis Mai gefunden, im Juli und August wurden keine Zecken eingesendet. Die Prävalenz der Borrelien-Infektion betrug bei Dermacentor reticulatus über den gesamten Studienzeitraum betrachtet im Mittel 12,7%. Die Häufigkeit einer Infektion entwickelte sich von 20% im Jahr 2016 über 25% im Jahr 2017 auf 7,7% im Jahr 2018 und 14,3% im Jahr 2019. Als einzige Erregerart wurde B. afzelii nachgewiesen. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen adulten Zecken war statistisch nicht signifikant, beide Geschlechter waren gleichermaßen infiziert. Im gesamten Studienzeitraum waren zudem 2,8% der Zecken mit dem Erreger Babesia canis identifiziert.
Das Auftreten von Co-Infektionen wurde nur beim Holzbock untersucht. Als häufigste Co-Infektion wurde eine Infektion mit Borrelia afzelii und Babesia microti ermittelt. Bei Borrelien-positiven Zecken wurde eine Co-Infektion mit Babesien (2,7%) häufiger beobachtet als bei nicht mit Borrelien infizierten Zecken (0,8%). Ob die beobachteten Funde auf positive Interaktionen zwischen diesen Erregern zurückzuführen sind, ist schwer zu beurteilen. Die Infektionen könnten im Nymphenstadium durchaus auch gleichzeitig erworben worden sein, da beide Erreger mit demselben tierischen Wirt (Nagetiere) assoziiert sind.
Zusammenfassend bestätigt die Studie die bekannte relativ hohe Prävalenz von Borreliose-Erregern in Zecken, die bereits menschliches Blut gesaugt haben. Obwohl eine Infektion mit B. afzelii die Mehrheit der in der Studie nachgewiesenen Borreliose-Erreger darstellt, sollte das Risiko einer Infektion mit B. miyamotoi beim Menschen nicht unterschätzt werden, da dieser das sogenannte Rückfallfieber verursacht. Auch Zecken der Art Dermacentor reticulatus können Borreliose-Erreger in sich beherbergen. Die Fragestellung, inwiefern diese Zecken die Erreger auf Wirte übertragen können, kann mit dem bisherigen Kenntnisstand jedoch noch nicht zufriedenstellend beantwortet werden.
Die in der Studie ermittelte niedrige Babesien-Prävalenz legt nahe, dass das Risiko einer menschlichen Infektion vernachlässigbar ist, was mit der sehr geringen Anzahl von beim Menschen gemeldeten Fällen in Polen im Einklang steht.
Quelle: Parasites Vectors. 2021 July 01;14:348-360.
Aufgrund einiger Nachfragen möchten wir an dieser Stelle Informationen zur Erkrankung Brucellose zur Verfügung stellen.
Brucellen: Bei Brucellen handelt es sich um gramnegative Stäbchenbakterien der Gattung Brucella. Brucellen sind obligat intrazellulär, können bei Umgebungstemperaturen aber in Urin, Staub, Wasser oder Erde und insbesondere auch in Milch und Milchprodukten mehrere Tage bis einige Wochen überleben. Beim Hund spielt der Erreger Brucella canis die Hauptrolle. In Europa extrem selten (Einzelfälle) sind aber auch Infektionen mit Brucella suis, Brucella abortus und Brucella melitensis möglich. Im Jahr 2018 wurde ein Fall von Brucella suis bei einem Hund in Holland beschrieben, die Ansteckung erfolgte vermutlich über Rohfleischfütterung (BARF), wobei das Fleisch in dem Fall aus Argentinien bezogen wurde. Im Jahr 2017 wurde ein Fall von Brucella abortus bei einer Hündin in Jena beschrieben, welche unter Pyometra litt. Der Erreger Brucella melitensis spielt mittlerweile bei Hütehunden im Iran eine größere Rolle, in Europa scheinen noch keine Fälle bekannt zu sein.
Brucella canis:
Vorkommen: Weltweit, in Europa vor allem Rumänien, Ungarn, England, Südfrankreich, Spanien und Polen. Es wird allgemein angenommen, dass Länder mit einer großen Population streunender Hunde eine höhere Infektionsprävalenz aufweisen.
Infektionsverlauf: Der Erreger gelangt über die Schleimhaut und kleinere Hautverletzungen in den Organismus, wo er von phagozytierenden Makrophagen aufgenommen und zu den Geschlechtsorganen und den Organen des Lymphsystems transportiert wird. Der Erreger wird über Kot, Urin, Milch, Sperma, Vaginalausfluss und Fruchtwasser infizierter Tiere ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt aber in der Regel über den Deckakt, manchmal auch oral durch Aufnahme infizierter Plazenten, abortierte Feten oder über kontaminierten Vaginalausfluss, Fruchtwasser oder Urin. Rüden übertragen den Erreger mit dem Sperma vor allem 6-8 Wochen nach der Infektion. Mit steigendem Abstand zum Infektionszeitpunkt verringert sich zwar die Keimzahl, jedoch kann eine persistierende Ausscheidung noch mindestens 2-3 Jahre (teilweise sogar bis zu 5,5 Jahre) nach der Infektion beobachtet werden. Bei der Hündin erfolgt die Ausscheidung von Brucella canis über den Urin für mindestens drei Monate nach Infektion. Eine Übertragung des Erregers zwischen Hunden ist auch durch eine Bluttransfusion denkbar.
Symptome: Nach ein bis vier Wochen kommt es bei den betroffenen Hunden zu Bakteriämie und Lymphangitis, teilweise auch mit Fieber. Antikörper werden jedoch erst vier bis zwölf Wochen nach der Infektion gefunden. Die Bakteriämie kann mehrere Monate bestehen und so lange sind auch hohe Antikörpertiter nachweisbar. Wenn der Erreger sich ins Gewebe zurückzieht und keine Bakteriämie mehr vorherrscht, sinken die Antikörpertiter wieder ab. Die Erkrankung persistiert im Tier zwischen sechs Monaten und 5,5 Jahren.
Symptome Rüden (oft schubweise): Hoden- und Nebenhodenentzündung, Skrotaldermatitis, Hodenabszesse, Sterilität, steifes Laufen auf den Hintergliedmaßen (Schmerzen).
Symptome Hündin: Aborte zwischen dem 45. und 50. Trächtigkeitstag, anschließend oft Metritis und Sterilität der Hündin. Welpen sterben häufig in den ersten Tagen nach der Geburt.
Weitere Symptome (beide Geschlechter): Spondylitis, Spondylosen, Osteomyelitis, Dermatitis, Uveitis, Meningoencephalitis.
Diagnostik: Der Nachweis der Brucellen gestaltet sich nicht ganz einfach, Antikörper im Serum sind frühestens drei bis acht Wochen nach Infektion mittels Objektträgeragglutinationstest oder ELISA möglich. Bei positiver Serumagglutination sollte das Ergebnis unbedingt mittels Blutkultur überprüft werden, da die routinemäßig verfügbaren Serumagglutinationstests oft falsch positive Ergebnisse ergeben. Eine Vorbehandlung der Serumprobe mit 2-Mercaptoethanol reduziert die Anzahl falsch positiver Proben. Erreger können meist in Proben aus Sperma, Urin oder Abortmaterial nachgewiesen werden, der Nachweis über die Blutkultur ist der Goldstandard. Brucellen können bei infizierten Tieren in der Blutkultur ein bis fünf Monate nach der Infektion relativ sicher nachgewiesen werden. Sechs bis zwölf Monate nach Infektion sind noch über 80 Prozent der Proben positiv, ab dem zwölften Monat gelingt der Nachweis nur noch bei etwa 50 bis 80 Prozent der infizierten Tiere. In Urinproben lassen sich Brucellen meist innerhalb von zwei bis fünf Monaten und in Spermaproben innerhalb von 12 Monaten nach der Infektion nachweisen. Der Labordienstleister IDEXX hat für den Hund 2019 eine Publikation mit PCR-Test auf Brucella spp. veröffentlicht.
Therapie: Mögliche Therapieversuche beinhalten eine antibiotische Behandlung mit Tetracyclin, Dihydrostreptomycin, Gentamycin, Minocyclin, Doxycyclin oder der Wirkstoffgruppe der Fluorochinolone, wobei in der Regel mit einer Kombination verschiedener Antibiotika behandelt wird. Die Therapie führt allerdings selten zu einer Erregerelimination, da sich die Brucellen eher intrazellulär aufhalten. Als wenig erfolgversprechend gelten Monotherapien. Häufig treten schubweise Bakteriämien auf, die immer wieder therapiert werden müssen. Es ist zudem nachgewiesen, dass sich der Erreger aus der Prostata nicht eliminieren lässt, da die Antibiotika das Gewebe hier kaum erreichen. Betroffene Rüden sollten zur Verringerung der Erregerausscheidung unbedingt kastriert werden, ein gewisses Infektionsrisiko für andere Hunde und Menschen bleibt jedoch weiter bestehen.
Mensch: Eine Infektion des Menschen mit dem Erreger Brucella canis erfolgt nur in seltenen Fällen, viel stärker humanpathogen sind Brucella melitensis (Maltafieber), Brucella suis und Brucella abortus (Morbus Bang). Eine Übertragung von Brucella canis auf den Menschen geschieht meist über Blut, 90 % der Infektionen verlaufen subklinisch oder mit milden und unspezifischen Symptomen (Fieberphasen mit Lymphknotenschwellung). Die antibiotische Therapie zeigt beim Menschen deutlich bessere Erfolge als beim Hund, hier wird in der Regel mit Tetracyclinen (ggf. zusätzlich Streptomycin) therapiert. Insgesamt scheinen für eine Infektion mit Brucella canis eher Hundezüchter und Veterinärmediziner (Blutentnahme) gefährdet zu sein, Hundebesitzer haben nur ein geringes Risiko. Laut dem infektionsepidemiologischen Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten des Robert-Koch-Instituts wurden dem RKI im Jahr 2019 37 Brucellose-Erkrankungen übermittelt (17 Männer und 20 Frauen). Für 30 Erkrankungen wurde mindestens ein wahrscheinliches Infektionsland genannt (31 Nennungen), für 25 Erkrankungen (83%) lag dieses im Ausland (25 Nennungen). Am häufigsten wurden hier die Türkei (6 Nennungen), der Irak (5) und Spanien (3) genannt. Bei 18 von 18 Erkrankungen mit Angaben zur Erregerdifferenzierung wurde Brucella melitensis als Erreger angegeben. Es wurden keine Todesfälle aufgrund von Brucellose übermittelt. In Deutschland wird allerdings nicht speziell auf Brucella canis getestet, der Erreger fällt unter Brucella spp.
Achtung: Die Brucellose beim Menschen ist gemäß Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Dem Gesundheitsamt muss gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Brucella spp., soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet werden.
Empfehlungen für die Praxis: Der Erreger ist wenig widerstandsfähig in der Umwelt und wird durch alle gängigen Desinfektionsmittel abgetötet. Brucellen werden auch in wässriger Suspension durch Temperaturen von mehr als 60 °C innerhalb von 10 Minuten abgetötet. Infizierte Tiere sollten unbedingt kastriert werden, um die Erregerausscheidung zu verringern. Tierärzte sollten Handschuhe bei der Blutentnahme tragen, wenn bei einem Hund der Verdacht auf Brucellose besteht.
Quellen:
Robert-Koch-Institut.
Bundestierärztekammer.
Canine Brucellose - eine unterschätzte Zoonose? Axel Wehrend, Sandra Goericke-Pesch, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Canine Brucellose - Ein Globalisierungsproblem? Mima Hohmann, Deutsches Tierärzteblatt 08/2012.
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Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine Erkrankung, die durch den Vektor Sandmücke übertragen und durch Erreger der Gattung Leishmania hervorgerufen wird. Im südeuropäischen Mittelmeerraum ist die Art Leishmania infantum von großer Bedeutung, hier sind mindestens 2,5 Millionen Hunde mit dem Erreger infiziert. Aufgrund seines zoonotischen Charakters stellt dieser Erreger auch eine potentielle Gefahr für den Menschen dar, wobei in der Regel eher immuninkompetente Personen klinisch erkranken. Innerhalb der Endemiegebiete Europas ist die canine Leishmaniose unregelmäßig verteilt und weist eine starke Variabilität an Infektionsraten bis hin zu hyperendemischen Schwerpunkten auf. Die italienische Insel Sardinien gilt schon lange als Endemiegebiet für das Vorkommen der Erkrankung Leishmaniose, hier wurden neben dem gehäuften Auftreten bei Hunden zwischen 1922 und 2014 auch mehr als 250 Erkrankungen beim Menschen gezählt. Auch erschienen kürzlich 2 Fallberichte, die von Erkrankungen bei Katzen auf der Insel berichteten. Sardinien ist die zweitgrößte Insel im Mittelmeer und das Klima der Insel ist geprägt von heißen und trockenen Sommern mit milden und feuchten Wintern. In städtischen und ländlichen Regionen der Insel konnten bislang Sandmücken der Arten Phlebotomus perfiliewi und Phlebotomus perniciosus als Vektoren des Erregers Leishmania infantum nachgewiesen werden.
Im Rahmen einer im November 2020 veröffentlichten epidemiologischen Studie wurden nun erstmals die Seroprävalenz und die Risikofaktoren des Auftretens einer Leishmaniose-Infektion bei Hunden auf Sardinien untersucht. Hierfür wurden im Studienzeitraum 2012-2018 Blutproben und klinische Daten von Hunden gesammelt, die dauerhaft auf der Insel lebten und älter als 6 Monate waren. Die Gesamtpopulation der Insel wird auf 542224 Hunde geschätzt, von denen 1147 Tiere in die Studie aufgenommen wurden. Jeder Studienteilnehmer wurde einer vollständigen klinischen Untersuchung unterzogen, wobei der Schwerpunkt auf dem Vorhandensein klinischer Zeichen einer Leishmaniose-Erkrankung lag. Zusätzlich wurden Daten zu Geschlecht, Alter, Rasse, Körpergröße und Haarlänge sowie Informationen zu Lebensraum, Haltungsbedingungen (Außenhaltung oder Wohnungshaltung) und nächtlicher Zugang zu Schutzhütten analysiert. Die Tierbesitzer wurden zudem hinsichtlich ihrer Maßnahmen zur Sandmückenprophylaxe befragt. Als Resultat der Befragung wurden die an der Studie teilnehmenden Hunde in 2 Gruppen eingeteilt (Familienhund oder Zwingerhund). Mittels IFAT wurde das Serum der Tiere auf IGG-Antikörper gegen Leishmanien untersucht, ein Titer von ≥ 1:80 wurde als seropositiv festgelegt. Tiere, deren Probe nur eine Fluoreszenz bei einer Verdünnung von 1:40 zeigte, wurden als exponiert, aber nicht infiziert definiert. Alle Daten wurden unter Verwendung eines Chi-Quadrat-Tests statistisch analysiert, die Beziehung zwischen einer Infektion und einer der verfügbaren Variablen wurde mittels bivariater und multivariater Regressionsanalyse ermittelt.
Von den 1147 in die Studie eingeschlossenen Hunden waren 812 Tiere in Zwingerhaltung untergebracht, 335 Tiere wurden von ihren Besitzern als Familienhunde gehalten. Die Stichprobe war vom Geschlecht her ausgewogen, 51,3% der Hunde waren weiblichen und 48,7% waren männlichen Geschlechts. 15,4% der untersuchten Hunde waren mit einem IFAT-Titer von ≥ 1:80 seropositiv, während 7,4% der Tiere als exponiert, aber nicht infiziert eingestuft wurden. Die spezifischen Antikörpertiter gegen Leishmania infantum lagen in der Studie im Bereich von 1:40 bis 1: 10240, 11,4% der Tiere hatten einen IFAT-Titer ≥ 1: 160 und 8,6% hatten einen IFAT-Titer ≥ 1: 320. Basierend auf der körperlichen Untersuchung wurden bei 44,1% der seropositiven Tiere mit einem Titer von ≥ 1:80 klinische Anzeichen einer Leishmaniose-Erkrankung gefunden. Allgemeine klinische Symptome wie ein schlechtes Allgemeinbefinden oder eine generalisierte Lymphadenomegalie wurden bei 29,4% der seropositiven Hunde beschrieben. Die in der Studie am häufigsten gefundenen klinischen Symptome waren kutane und mukokutane Läsionen (37,9%), exfoliative Dermatitis (24,3%), ulzerative Dermatitis (13,6%), Krallenveränderungen (18,1%), Hyperkeratose (5,1%) und Augenschäden (5,1%). Bei der Detektion von Leishmanien-Antikörpern wurden wie auch in Studien zuvor Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt. Antikörper wurden bei männlichen Tieren mit 18,1% signifikant häufiger gefunden als bei weiblichen Tieren (12,9%). Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Immunantwort könnten hier eine Rolle spielen. Als weiteres Ergebnis nahm die Anzahl seropositiver Hunde mit dem Lebensalter zu, was sicherlich mit einem erhöhten Risiko einer Exposition gegenüber dem Vektor Sandmücke zu erklären ist. Auch war die Prävalenz in der Gruppe der reinrassigen Hunde mit 29,6% deutlich höher als in der Gruppe der Mischlinge (12,9%), was mit den Angaben in der Literatur übereinstimmt. So ist bekannt, dass einige Hunderassen wie Boxer, Cocker Spaniel, Rottweiler und Deutscher Schäferhund anfälliger für die Entwicklung einer klinischen Erkrankung sind. Entgegen der Vermutung waren mit 27,2% signifikant mehr Familienhunde Titer-positiv als Zwingerhunde (10,6%). Ein ähnliches Verteilungsmuster wurde bereits in einer Studie aus Bosnien und Herzegowina gefunden, wo Hunde, die einen Besitzer hatten, mit 31,6% häufiger mit Leishmaniose infiziert waren als Straßenhunde (15,3%). Erklärbar scheint dies mit der Tatsache, dass ohne Ausnahme alle Zwingerhunde in der Studie Maßnahmen der Sandmückenprophylaxe durch ihren Halter erfahren hatten, während in der Gruppe der Familienhunde 15,2% der Tiere keinerlei prophylaktische Maßnahmen erhielten. Möglicherweise könnten Familienhunde mit ihrer eher bewegungsarmen Lebensweise auch anfälliger für Infektionen sein und aufgrund ihres beschränkten Lebensradius` von Sandmücken leichter gefunden und gestochen werden. Darüber hinaus ist aus anderen Studien bereits bekannt, dass der Aufenthalt in der Nähe menschlicher Behausungen mit einem höheren Infektionsrisiko bei Hunden verbunden ist.
Die vorliegende Studie ist die erste groß angelegte epidemiologische Untersuchung zum Vorkommen der Leishmaniose bei Hunden auf Sardinien. Sie bestätigt die lange bestehende Vermutung eines endemischen Auftretens der Leishmaniose bei Hunden auf Sardinien mit einer ähnlichen Seroprävalenz, wie sie auch vom italienischen Festland bekannt ist. Mehr als die Hälfte der seropositiven Hunde in der Studie wurden von ihren Besitzern als gesund beschrieben und zeigten keinerlei klinische Auffälligkeiten. Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigen daher die Hypothese, dass die klinischen Fälle einer Leishmaniose-Erkrankung in den endemischen Gebieten nur einen Bruchteil der Fälle von Leishmaniose-Infektionen ausmachen und dass die Mehrheit der Hundepopulation in solchen Gebieten exponiert und infiziert ist, ohne klinische Anzeichen einer Erkrankung zu zeigen. Die Studie zeigt zudem sehr deutlich, wie wichtig und sinnvoll eine Leishmaniose-Prophylaxe und zusätzlich die Vermeidung einer Exposition gegenüber Sandmücken ist. Neben der Anwendung der gängigen chemoprophylaktischen Maßnahmen sollten Reisen mit Hunden in Risikogebiete zur flugaktiven Zeit der Sandmücken möglichst vermieden werden. Alternativ sollten Hunde in Endemiegebieten nach Eintritt der Dämmerung in Innenräumen untergebracht werden, die im Idealfall noch mit imprägnierten Sandmückennetzen abgedichtet worden sind.
Quelle: Parasitol. Res. 2021;120:289–300.